Das letzte und – dank Feiertag – besucherstärkste Wiesn-Wochenende steht an. Vielleicht macht sich ja auch der eine oder andere von Euch auf den Weg und hofft auf einen zünftigen Oktoberfestbesuch. Damit die richtige Stimmung aufkommt, ist es nicht nur entscheidend, wie gut man das Festbier verträgt, sondern auch, ob man mit den Einheimischen gut kommunizieren kann. Vor allem für die Zuagroastn (=Zugezogene, Zugereiste) hier also ein kleiner Leitfaden für die korrekte Kommunikation auf der Wiesn.
Lektion 1: Ankommen
Grundsätzlich ist es zur Oktoberfestzeit nicht schwierig, den Weg zur Theresienwiese zu finden – man folge einfach den Menschenmassen. Wer aber doch unsicher ist, verwendet folgenden Satz: „Entschuldigung, wia kimm i denn auf d’Wiesn?“. Alternativ kann auch das hochdeutsche Äquivalent genutzt werden: „Entschuldigung, könnten Sie mir sagen, wie ich auf die Wiesn komme?“. Dort angekommen, steht es dem Besucher frei, sich gleich den Weg in eines der Festzelte zu suchen, oder erst noch in die Schaustellergassen abzubiegen. Wer sich für Letzteres entscheidet, sollte unbedingt bei „Teufelsrad“ und „Tobbogan“ vorbeischauen: „Wissen Sie, wo da Tobbogan/‘s Deifesrad steht?“ Der Satz lässt sich auch für die Suche nach dem favorisierten Festzelt nutzen („… wo d‘ Fischer Vroni steht?“).
Lektion 2: Bestellen im Bierzelt oder wie komme ich an mein Bier?
Habt Ihr das große Glück, auf der Wiesn an einem Tisch zu sitzen, ist das Bestellen kein Problem. Wenn nicht, kann es für Wiesn-Anfänger manchmal schwierig sein, an Bier zu kommen, da in den Gängen in den meisten Zelten nicht serviert werden darf. Man ist also auf das Wohlwollen der Tischbesitzer angewiesen. Eine akkurate Anrede derselbigen wäre: „Entschuldigung, deafad i bei Eana schnell a Maß b’stelln?“ Wer des Bairischen nicht mächtig ist, formuliert den Satz auf Hochdeutsch: „Dürfte ich bei Ihnen am Tisch schnell eine Maß bestellen?“ Essenziell ist dabei die Aussprache des Wortes Maß: Entgegen der phonetischen Korrektheit enthält das Wort ein kurzes a – sagt also auf jeden Fall „Mass“. Hilfreich ist es in der Regel auch, vorzeigbare Vertreter des anderen Geschlechts (im Vergleich zur Mehrheit der Tischbesetzer) vorzuschicken (wobei es dann vorkommen kann, dass weder Bier noch Abgesandte/r wieder zurückkommen und am Tisch verbleiben).
Essensbestellungen über „a Brezn, bitte“ hinaus werden nur an Tischen angenommen. Dann habt ihr die Wahl zwischen diversen bayerischen Schmankerln (= leckere Speisen), u.a.:
– a Hendl = ein Grillhähnchen (der Wiesnklassiker schlechthin)
– a Schweiners = Schweinebraten
– an Obaztn (langes O wie in „Ohr“) = Creme aus verschiedenen Käsesorten & Gewürzen, sollte immer in Kombination mit einer Breze genossen werden.
Idealerweise sollte beim Essen im Bierzelt auf den Fettgehalt der Speisen geachtet werden – je mehr, desto besser, man braucht schließlich „a saubane Grundlag“.
Wichtiger Hinweis: Stellt Euch immer mit der Bedienung gut. Seid freundlich und gebt pro Maß mindestens einen Euro Trinkgeld. Das fördert die Versorgung mit Nachschub.
Lektion 3: Obandln 1 – der Schleiferlcode
Männer, die auf eine Wiesn-Bekanntschaft aus sind (= obandln wollen), sollten dringend darauf achten, wo die Dame die Schleife ihrer Schürze trägt. Perspektive der Dame:
– links = Single
– rechts = vergeben
– hinten = „schleich Di“ (siehe Glossar)
Wir empfehlen den Herren, sich nur Damen mit Schleife links zu nähern (Achtung, hier müsst Ihr umdenken – wenn sie vor Euch steht ist die Schleife von Euch aus gesehen rechts), rechts und hinten kann schmerzhaft enden. Damen dagegen müssen genauer beobachten, ob das angepeilte Gegenüber nicht bereits besetzt ist – offizielle Sicherheitshinweise wie beim Schleiferlcode gibt’s hier nicht.
Lektion 4: Obandln 2 – die korrekte Ansprache
Hier gibt es ebenfalls einiges zu beachten, das Harry G allerdings bereits so gut zusammengefasst hat, dass wir ihn einfach selber sprechen lassen: