Schon seit Längerem nehmen Soziale Medien Einfluss auf politisches Geschehen. Fake News sind beispielsweise ein inzwischen bekanntes Problem in Deutschland, Großbritannien und den USA. Trumps Art der personalisierten Beeinflussung der Wähler via Social Media ist jedoch neu.
Im US-Wahlkampf wurden die psychologischen Profile von mehr als 230 Millionen amerikanischer Erwachsener auf Facebook verwendet, um diesen Nutzern hochpersonalisierte Botschaften zuzuspielen. So sollten besonders die Wahlentscheidungen der Wechselwähler zugunsten Trumps beeinflusst werden.
Gezielte Wähleransprache
Bei dieser neuen Form des Wahlkampfes für Donald Trump wurden mehrere Ebenen der digitalen Vermarktung genutzt. Zum einen das enorme Datenwissen über die Online-Affinen Wahlberechtigten: Mehrere hunderttausende Amerikaner hatten an einem der beliebten Online-Persönlichkeitstests teilgenommen. Dadurch konnte ein detailliertes psychologisches Profil erstellt werden. Mittels klassischer Matching-Technologien kam dann eine gewaltige Datenbank zustande, da weitere Online-Nutzer den Profilen zugeschrieben wurden. Denn wer sich online ähnlich verhält, hat ähnliche Interessen, Vorlieben und Ängste.
Aufbauen von emotionalem Druck
Im zweiten Schritt wurde durch Facebook Ads speziell auf den einzelnen Wähler eingegangen. Wer als ängstlich eingestuft wurde, sah Aussagen über steigende Kriminalität. Farbige Amerikaner bekamen schlecht formulierte Aussagen Clintons über Schwarze als „Super-Raubtiere“ zu lesen.
Für diesen neuartigen Wahlkampf wurde das britische Start-Up-Unternehmen Cambridge Analytica engagiert. Dessen Gründer Alexander Nix kommentierte hierzu: „Wir sind begeistert, dass unser revolutionärer Ansatz für datengetriebene Wähleransprache so einen wesentlichen Anteil am Sieg von Donald Trump hatte.“ Nach eigenen Angaben unterstütze das Unternehmen schon im Brexit-Wahlkampf die EU-Gegner.
Aber auch auf andere Arten kann Social Media die Wahlentscheidung vieler Menschen beeinflussen.
Social Bots
Social Bots sind automatisierte Nutzerprofile, die für den jeweiligen Auftragsgeber in Sozialen Medien Beiträge kommentieren, posten und teilen. Solche „Fake-Profile“ ahmen Nutzer sehr authentisch nach, weswegen sie nicht sofort als bezahlte, automatisierte Profile erkannt werden.
Social Bots können von Firmen beauftragt werden, die versteckte Werbung für ihre Produkte platzieren wollen, oder eben von Parteien, Politikern und deren Sympathisanten.
Das Problem hierbei ist die große Menge der Beiträge, die durch Social Bots zustande kommt. So beeinflussen sie die öffentliche Wahrnehmung zu einem Thema: Wie viel Interesse es zu einem Thema gibt oder ob die Meinung der Befürworter oder der Gegner überwiegt, wird falsch eingeschätzt.
Da viele redaktionelle Medien auf Themen aufmerksam werden, wenn es viele Reaktionen dazu gibt, kann sogar seriöse Berichterstattung getäuscht werden.
Fake News
Erfundene Nachrichten über Politiker, einflussreiche Persönlichkeiten oder ganze Menschengruppen werden ins Netz gestellt und über Social Media geteilt – und verbreiten sich rasant. Solche Meldungen haben teilweise Reichweiten, welche die Reaktionen auf Artikel seriöser Zeitungen weit übertreffen. So ist die Interaktion zu manchen Fake News mehr als doppelt so groß wie beispielsweise die zu einem Artikel der „New York Times“.
Jedem ist bewusst: Nicht alles, was im Internet steht, stimmt. Das Problem liegt aber vor allem darin, dass es häufig schwer zu erkennen ist, ob es sich bei einer Meldung um eine seriöse Quelle handelt – oder bloß um eine Seite, die unter vertrauenserweckender Aufmachung falsche Informationen verbreitet.
Der Zweck solcher Fake News ist entweder Aufmerksamkeit, um mit Werbung Geld zu verdienen. Oder politische Beeinflussung durch gezielte Falschmeldungen.
Auch im US-Wahlkampf wurden Fake News eingesetzt. Sogar enge Berater Trumps verbreiteten diese.
Am Beispiel Donald Trumps ist jedenfalls eindeutig zu sehen, wie effektiv Wahlkampf über Social Media sein kann. Er investierte über 80 Millionen in Onlinewerbung, wovon Facebook den Großteil des Budgets erhielt. Seine Gegnerin Hilary Clinton jedoch investierte in ihren gesamten Wahlkampf doppelt so viel wie Trump, wobei sie aber weniger Wert auf den Online-Bereich legte – und am Ende die Präsidentschaftswahl verlor.
Soziale Medien eignen sich also hervorragend, um Wähler anzusprechen und zu überzeugen. Es ist also gut möglich, dass in den nächsten Jahren Wahlkampf vorrangig über Social Media betrieben wird. Schon 2020 soll mehr Geld in Online-Werbung investiert werden als in klassische Zeitungsanzeigen.
Social Bots sind ein recht neues Phänomen, weshalb noch nicht viel über die genaue Wirkung der Fake-Profile bekannt ist. Bezüglich der Fake News diskutiert in Deutschland aber bereits die Union darüber, ob in Zukunft Straftatbestand erhoben werden soll und ob es hierzu im Strafrecht momentan eine Regelungslücke gibt.
Gastbeitrag von Sabrina Küspert