Egoshooting – oder das Phänomen Selfie

Quelle: Flickr – Mollybob

Quelle: Flickr – Mollybob

Heidi Klum tut es, Justin Bieber ist scheinbar süchtig danach und selbst unsere Bundeskanzlerin Angela Merkel kann sich dem Phänomen nicht entziehen. Nein, es geht nicht um das Revival des Filterkaffees. Hier ist die Rede von Selfies.

Ein Selfie ist ein Selbstporträt, das in der Regel mit einer Digitalkamera oder einem Smartphone  von – wie der Name bereits sagt – eigener Hand aufgenommen wird. Das besondere daran: Das Selfie wird bereits mit der Absicht geknipst, es auf den sozialen Netzwerken zu sharen. Snapchat, Instagram, Flickr, Tumblr, Twitter und Facebook sind voll von Fotos, bei denen mehr oder weniger berühmte Personen sich mit einer auf Armeslänge gehaltenen oder auf das eigene Spiegelbild gerichteten Kamera aufgenommen haben. Wenn auch noch Freunde mit aufs Bild gebannt werden, spricht man nicht von einem „Wefie“, wie man vermuten mag, sondern von einem „Gruppenselfie“. Das derzeit wohl berühmteste Selfie dieser Art twitterte Ellen de Generes: Bradley Cooper, umringt von Oscar-Preisträgern, drückte herbei auf den Auslöser. Das Foto erreichte mit inzwischen fast 3,5 Millionen Followern Rekordreichweiten bei Twitter und führte zwischenzeitlich sogar zum Absturz der Server des Dienstes.

Dem Phänomen auf der Spur

Warum sind Selfies zu einem derartigen Trend geworden, dass der Begriff im November 2013 sogar vom Oxford English Dictionary zum „Wort des Jahres 2013“ erklärt wurde? Selbsporträts gibt es ja nicht erst seit gestern. Bereits um 1900 hatten Hobbyfotografen Spaß daran, sich selbst mit einer sogenannten Box Camera und einem Spiegel abzulichten. Und wer hat nicht schon mal in einem Fotoautomaten Grimassen geschnitten oder sich in Begleitung des Kumpels oder der besten Freundin für eine Fotosession in die enge Kabine gequetscht. Den Selfie-Trend gefördert hat sicher der technologische Fortschritt: Mit der Digitalfotografie lässt sich ein Fehlschuss sofort löschen und man kann gleich einen neuen Versuch starten, die eigene Schokoladenseite ins rechte Licht zu setzen. Jedes Smartphone verfügt über eine ausreichend leistungsfähige Kamera und die Zahl, jener die ein „smartes“ Handy besitzen steigt stetig. Bilder lassen sich hier mit einem Fingertipp direkt in die sozialen Netzwerke hochladen. Ein weiterer Grund für den „Aufstieg“ des Selfies ist gesellschaftlicher Natur. So beschreibt es auch Peter Praschl in seiner SZ-Kolumne treffend. Via Selfie sind wir alle ein wenig Heidi und Justin, können Ego-Marketing betreiben und uns in einer Zeit, in der Aussehen alles bedeutet, von unserer perfekt inszenierten, gephotoshoppten Seite zeigen. Was uns auch gleich zur Frage bringt:

Wie shoote ich das perfekte Selfie?

Gott sei Dank gibt es You Tube! Dort weisen Video-Tutorials nicht nur den Weg zur Erleuchtung, sondern erklären dem leseschwachen Selbstdarsteller eben auch, was es beim eigenhändigen Porträtieren mit Smartphone alles zu beachten gilt. Ganz wichtig: die richtige Location fürs Shooting wählen. Omas Sofa mit den Häkelkissen mag zwar bequem sein, aber ein Moosgrün oder Seventies-orange harmoniert nicht mit jedem Teint. Auf Nummer sicher geht, wer sich bereits vorab eine spezielle App auf sein Phone geladen hat. Immer von Vorteil: ein langer Arm. Und für all jene, die an dieser Stelle zu kurz geraten sind, gibt’s genügend handfeste Tools. Also los geht’s: Posieren, fotografieren und einfach mal kurz überlegen ob die Welt da draußen wirklich noch ein weiteres Selfie braucht.