Wie wir uns gegen die Geheimdienste wehren können

IMAG1534-1_a5c033cb9fDie re:publica 2014 stand nach den jüngsten Enthüllungen ganz im Zeichen der Datenüberwachung. Damit kommt auch David Hasselhoff seine alte Rolle wieder zu Gute: Looking for Freedom hatte nicht nur zum Mauerfall eine Bedeutung, sondern auch noch heute, im Kontext Internet. Die nüchterne Erkenntnis diverser Rednerinnen und Redner auf der #rp14: Das Internet hat das Tor zur totalen Überwachung geöffnet und selbst europäische Rechte zum Schutz der Privatsphäre haben in einer globalisierten Welt keinen Wert mehr. Zumindest dann, wenn Abhörung
und Zensur von keinem feindlichen Staat aus getätigt wird, gegen den Sanktionen auf den Weg gebracht werden. Ebenfalls die Einsicht: Man kann sich selbst vor Datenentnahme schützen und sollte dies auch tun, damit nicht alle persönlichen Informationen von jedem gesammelt werden können. Vor Institutionen wie der NSA gibt es allerdings keinen Schutz. Jedenfalls dann nicht, wenn man sich im Internet bewegt oder telefoniert. Und diese Technologie wird u.a. aus Deutschland exportiert. Dies bedeutet auch: Heute ist es UK oder den USA möglich, morgen vielleicht vielen weiteren Staaten, die eine gezielte oder massige Abhörung und Speicherung vornehmen.

Kann man also wirklich nichts gegen die NSA und Konsorten unternehmen?

Ich meine: Yes, we can!
Mein Vorschlag: Wir machen heimliche Datensammler arbeitslos! Dieser Rückblick soll einen kleinen Beitrag dazu leisten. Wenn ich alle meine Daten offen lege, kann sie jeder einsehen – und wenn dies jedem möglich ist, wird eine NSA nicht mehr finanziert.
Ich bin also mit der Flugnummer AB6200 am 5. Mai um 16:45h von München nach Berlin und am 8. Mai 20:30h mit Flug AB6207 wieder in München zurückgekommen. Zum Flughafen zur Arbeit hat mich der Lufthansa-Bus gebracht. Zur Arbeit bin ich mit dem Auto (Kennzeichen: S-RG-1730) gefahren.

Aber nun Wissen aus der re:publica zum Mitnehmen:

#FoodPornErlaubt
Wir haben ein veraltetes Gehirn in einer digitalen Welt. Was daran super ist? Ich kann morgens ein Bild von meinem Müsli machen und auf Instagram teilen, was evolutionspsychologisch Sinn macht! Ebenfalls finden Frauen (wenn sie nicht an einer langen Beziehung interessiert sind) Männer mit iPhone sexy [Mist, ich habe ein HTC Desire HD! (bei Amazon vor 3 Jahren und 2 Monaten mit dem Nutzerkonto fabileonardo gekauft)]. Das ist zumindest der Befund von Astrid Carolus und Frank Schwab.

#NieWiederHeimat
Sarah Harrison (WikiLeaks) und Alexa O`Brian haben über die Enthüllungen (Suchmaschinenschlagwort: Snowden) gesprochen, wie sie in ihrer Organisation vorgehen und wie Länder gegen sie selbst aktiv werden, sollten sie jemals wieder UK oder die USA betreten. Es ist Wahnsinn solche Menschen sprechen zu hören, die sich einsetzen, auch wenn sie sich damit selbst in hohe Gefahr begeben.

#DatenDieInteressantSind
Hanne Asmussen unterscheidet drei Arten von Daten, die wiederum in der Regel drei Player [Staat (Städteplanung, Steuern Staatsverfolgung); Wirtschaft (neue Märkte, Bezahlmodelle, Bonität) und Kriminelle (Daten haben einen Gegenwert oder direkten Wert)] interessiert:
1. Stammdaten (Name, Adresse, Passwort) inklusive Log-in Daten (Protokoll meiner Internetaktivitäten)
2. Kommunikations-Daten: Wie und was ich im Internet kommuniziere                                                                                                                                 3. Geographische Daten: Wo halte ich mich wann und mit wem auf?

  • Für alle Kriminellen: Die beste Variante an alle Daten zu kommen ist nach wie vor die Schachstelle Mensch. Warum soll ich ein Passwort hacken, wenn ich doch die Person nach diesen fragen kann (Social Engineering)? Hilfestellung für Bürger gibt es unter: www.bsi-fuer-buerger.de
    • Ich selbst habe zu viele 123456-Passwörter, die mit meinen Stammdaten Fabian Schütze in Perlach, München in Verbindung stehen)

#InternetMachtDemokratieKaputt
Wir haben verlernt zu diskutieren meint Frank Rieger. Grundüberzeugungen werden wichtiger als wissenschaftliche Befunde. Alte Mechanismen der Meinungsfindung sind kaputt, denn entweder wird etwas sofort geliked oder gehatet, ohne in den Diskurs zu gehen.
Inhalte zu teilen machen dabei User um entweder zu unterhalten, zu überraschen, zu (be-)werben oder einfach Dinge mitzuteilen. Dabei ist die Typologie der Sharer:

Hipster, Karriereisten, Selbstlose, Selektierende, Boomerangs (die Feedback wollen) und Netzwerker.

Eine Debatte über Sinn und Unsinn von Pandas (WWF) blieb zwischen Marco Vollmar, Juliane Leopold, Christian Brandes, Melanie Goemmel und Martin Gieser aus.

#MeinKühlschrankIstCoolerAlsIch
Neben diesen Typologien fehlt aber zwischen Hipster und Selektierende mein Kühlschrank! digitalSTROM mit Martin Vesper  hat eine „Klemme“ entwickelt, die ich zwischen Kühlschrank und Stromnetz fügen kann. Durch Internetzugang kann dadurch mein Kühlschrank twittern – was er so macht, wie viel Strom er verbraucht etc. Finde ich toll! Ich will nur nicht, da ich mich selbst als Boomerang bezeichne und es mich trifft, wenn mein Kühlschrank mehr Follower und retweets hat als ich – auf der anderen Seite: Er ist schon ein geiler Kühlschrank. So groß wie ich, hat ein extra großes Eisfach, was ihn ziemlich cool rüberkommen lässt (Bauknecht, Modellnummer finde ich nicht, postet er mir aber sicher später auf Facebook, gleich nach der Freundschaftsanfrage. Aber was wenn er gar nicht mit mir befreundet sein will? Ist er dann ein Sklave bei mir im Flur?)

#SmarteÜberwachung
Natürlich können alle Geräte an die Klemme angeschlossen bzw. werden bereits mit der Funktion sich mitzuteilen ausgeliefert. Bis 2020 müssen in der EU 80% der Haushalte mit Smart Meter ausgestattet sein. Hier wird zentralisiert gespeichert wann wie viel Strom mit welchem Gerät verbraucht wird (bei mir bspw. Tapco-Boxen S5, alter Siemens Herd, Medion PC Akoya, Win 7, BenQ Bildschirm – die genauen Nummern stehen einfach nicht auf dem Gerät!). Jens Scholz mahnt diesen Schritt der EU deutlich an.

#PornoWirdEchtOKDankInternet
Für Journelle leistet Internet einen wichtigen Beitrag gegen die Stigmatisierung von Porno und deren Darstellerinnen und Darsteller, die sich nun weniger als Objekt sondern sich auch als normale Menschen zeigen können. Das eigene Sprachrohr hindert dabei, dass Fremde (User/ Stigmatisierer) die eigene Ideologie über ein Schweigen der Darsteller legen (als Beispiel wurde hier Frau Schwarzer genannt).

#RechtlicheAspekteImForum
PornodarstellerInnen können also eigene Seiten, aber auch Foren zur Kommunikation nutzen. Als Betreiber eines Forums ist dabei auf Folgendes zu achten: Habe ich ein geschlossenes oder offenes Forum aufgebaut? Gibt es eine Eingangssperre, so wird mir juristisch unterstellt, ich kenne die Inhalte und bin auch für fremde Kommentare (TMG 10) verantwortlich. Werde ich auf Verstöße hingewiesen, muss ich zügig die angeprangerten Inhalte ggf. löschen. Problematisch wird es dann, wenn es sich bei den Inhalten um Tatsachenbehauptungen oder Meinungsäußerungen handelt. Am eigenen Leib haben dies Joerg Heidrich und Jürgen Kurdi erfahren.

#SteinStrategie
Um bei Abmahnungen nicht aus der Ruhe zu kommen, hilft die Stein-Strategie von Holm Friebe. Denn Aktionismus sei unser Hauptproblem, nicht unsere Trägheit. Darin ruhend ut aliquid fiat – etwas zu machen, nur damit etwas passiert. Lieber also mal was genauer überlegen bevor gehandelt wird oder sich mit inhaltlosen Meetings zum Stillstand getroffen wird. Wir werden schließlich nicht dafür bezahlt schnell zu sein (außer vielleicht im Sport), sondern dafür, dass wir richtig liegen.

#BildmedienDerZukunft
Ob Harald Klinke mit der Zukunft der Bildmedien auch richtig liegt? Der Weg geht weiter von der Auflösung des Bild- und Realraums. Ein Bild soll sich daher an die äußeren Umstände anpassen – bspw. die Lichtverhältnisse im Bild sich mit der äußeren Lichtgebung vereinen. Durch Eye-Tracking wird ferner die Zentralperspektive des Bildes dynamisiert. Ebenfalls fast Zukunft: Die Kameras sollen im Display zu finden sein, was vor allem bei Videokonferenzen sinnvoll ist. Aber auch hier das Thema Datenschutz: iCloud soll ca. 320.000.000 Fotos im Storage haben. Doch damit geben wir, so Klinke, unsere Identität preis: Denn der Mensch ist ein Wesen, das Bilder macht, innere (Sinnbilder) und äußere. Auf sie zu achten sei wichtig.

#SocialMedia-Recht
Dass Bilder rechtlich geschützt sind, ist auch weiterhin nach dem Urheberrechtsgesetz der Fall. Diesen Fall lösen wie immer Thorsten Feldmann und Henning Krieg.

#Roboterjournalismus
Ist ein Roboter auch für Bilder, die er sich für einen journalistischen Beitrag sucht, haftbar zu machen, oder der Programmierer? Diese Frage wurde von Lorenz Matzat nicht gestellt. Aber die These geäußert, dass die Roboter uns gewisse Jobs wegnehmen werden. Bereits heute sind sie ein wichtiger Teil von Journalismus und ersetzen einige Menschen zur Recherche-Arbeit. Ob in einer Wetter-App oder in kurzen Spielberichten beim Fußball: Automatisierte Beiträge können lokale Nachrichten generieren und aus einem großen Fundus blitzschnell in ein Verhältnis stellen. Ja, die Zukunft des Internet-Journalismus sieht nach Gegenwart aus.

#InternetVerweigerer
Ob aus dem Grund der (nicht nur von Robotern) teilweise miesen Inhalte, auch die Menschen das Internet verweigern? In Deutschland wird dies gerade wissenschaftlich von Ulrike Roth, Juliane Kirchner, Cindy Roitsch und Wiebke Loosen untersucht. Dabei sind weniger ökonomische oder technische Faktoren zu nennen, sondern interessant sind in den Studien die Personen, die sich bewusst dagegen entscheiden. Die Hauptgründe sind nach ARD/ZDF Studien: Die Personengruppe möchte sich nicht registrieren/ macht Internet keinen Spaß (mehr)/ ist Internet zu zeitaufwändig. Dabei hat die Nichtnutzung unterschiedliche Dimensionen: Eine zeitlich kurze Dimension, klassisch der Urlaub ohne Internet, oder eine bewusste Auszeit. Dabei ist diese Nichtnutzung nicht an das Alter gebunden.

#Verappelt
Persönliche Notiz: Viele Rednerinnen und Redner hatten auffallend viele Probleme mit den Apple-Geräten – diese sind auf der Bühne auch teilweise abgestürzt. Persönlich bevorzuge ich Microsoft und habe nun auch ein Surface 2 und habe mich damit bewusst gegen ein iPad (das ich zuvor hatte – aber die SIM werde ich weiter zum Internet mit einem Huawei E5331 nutzen, keine Bange Datensammler) entschieden. Auch habe ich viel zu wenig auf der re:publica gegessen und getrunken.