Die optimalen Posting-Zeiten – oder doch nicht?

Es gibt regelmäßig Auswertungen, wann die beste Zeit zum Posten auf diversen Social Media-Plattformen ist. Erst letzten Monat kam beispielsweise eine von Michael Kroker. Darin stellt er eine Analyse von Quicksprout vor, die unter anderem zu folgenden Ergebnissen kommt:

– Facebook: Donnerstag und Freitag zwischen 9 und 19 Uhr
– Twitter: B2B – Montag bis Freitag, B2C – Mittwoch bis Sonntag
– Instagram: Montag

Äh, ja. Grundsätzlich halte ich solche Analysen für ganz interessant – wenn man blutiger Social Media-Anfänger ist und erst einmal ein Gefühl für das Ganze bekommen möchte. Genau betrachtet spiegeln sie nämlich nur eines wider: Eine grobe Einschätzung über das Gros der Plattform-Nutzer.

Dass B2B-Posts unter der Woche erfolgreicher sind als am Wochenende, impliziert schon der gesunde Menschenverstand. Den Deutschen ist ihr Wochenende nun mal heilig, da möchte man sich nicht auch noch mit Arbeitsthemen beschäftigen (außerdem sind die meisten Social Media-Teams und -Abteilungen am Wochenende immer noch im Wochenende und posten eh nicht). Am Donnerstag und Freitag lässt dann der Arbeitselan der User etwas nach, daher wird zwischendurch mal schnell auf Facebook gesurft, geliked und geteilt. Soweit, so richtig die Analysen.

Geht man allerdings ins Detail, sieht die Sache schnell anders aus. Ich habe mir mit Hilfe von Fanpage Karma (ein wirklich zu empfehlendes Tool) ein paar Facebook- und Twitter-Pages unserer Kunden, anderer Unternehmen etc. angeschaut (B2C und B2B). Die Analyse „Zeiten & Typen“ zeigt unter anderem den Erfolg von allen Posts innerhalb eines bestimmten Zeitraums. Je größer der Kreis, desto häufiger postet das Unternehmen zu einem bestimmten Zeitpunkt, je grüner der Kreis, desto mehr Fans haben mit dem Post/Tweet interagiert. Hier die anonymisierten Ergebnisse:

Facebook

Facebook-Timelines

Twitter

Twitter-Timelines
Die Ergebnisse könnten unterschiedlicher nicht sein. An den allgemeingültigen Zeiten kann und sollte man sich als Social Media-Schaffender also eher nicht orientieren. Es gilt, genau zu beobachten, wie die eigene Community tickt. Sie ist wesentlich spezifischer als der Rundumschlag über alle Nutzer und ihre Eigenheiten sind das A und O für erfolgreiches Social Media Management. Ein Faktor ist aber noch wesentlich wichtiger, wie auch Herr Kroker anmerkt: Der Content muss stimmen! Das belegen vor allem die kleinen, grünen Ausreißer in allen Grafiken. Sie fallen zum Teil völlig aus dem Rahmen, was die gewohnten Post-Zeiten angeht – glänzen aber dennoch mit ausgezeichneten Interaktionswerten. Ich will jetzt nicht behaupten, dass es völlig egal ist, wann man postet. Aber wenn der Content den Nerv der Zielgruppe trifft, ist der Zeitpunkt tatsächlich zweitrangig. Nehmt Euch also die Zeit und nutzt – neben dem gesunden Menschenverstand – eines der zahlreichen Analysetools, um Eure Community kennen zu lernen. Testet das Posten von ähnlichem Content zu verschiedenen Zeiten und variiert auch in der Aufbereitung des Contents. Schaut Euch genau an, was funktioniert und was nicht. Und verlasst Euch nicht nur auf Althergebrachtes, geht auch einmal neue Wege, um frischen Wind in Eure Accounts zu bringen. Das mag am Anfang durchaus in dem einen oder anderen Misserfolg resultieren. Auf Dauer profitieren davon aber sicherlich alle – das Unternehmen und die Fans/Follower.

Ach ja: Eines der Twitterprofile ist übrigens von Herrn Kroker – und eines von Barack Obama. Ratet mal, welches.