Tomaten und Salat per Klick

Online-Lebensmittel1Der Markt für Lebensmittel-Lieferanten im Web wächst, doch noch haben wir in Deutschland zu wenig massentaugliche Angebote. Start-ups wie „Hello Fresh“ mischen ordentlich mit und sind durchaus ein Konzept mit Zukunft.

Montag, kurz vor acht in München: Wie oft hetzen wir nach der Arbeit in den nächsten Supermarkt, um irgendetwas Essbares einzukaufen? Wahllos greifen wir in die Regale und nehmen mit, was wir auf die Schnelle kriegen können. Meist zu Lasten des Geldbeutels. Die Lösung liegt wie so oft im Web: Online-Supermärkte schießen aus dem Boden und werben mit „Gratisversand“ und „bequemer Lieferung“. Doch der Lieferservice für Lebensmittel steckt in Deutschland noch in den Kinderschuhen: Bei Edeka24 gibt es nur eine begrenzte Auswahl und kaum frische Lebensmittel, REWE online verlangt dagegen einen Mindestbestellwert von 40 Euro. Selbst für einen 2-Personen-Haushalt ist ein Einkauf von 40 Euro viel. Im Vergleichstest von Spiegel-Online schneiden bekannte Supermarkt-Ketten wie REWE online und Kaiser’s Tengelmann Bringmeister am besten ab. Vor allem die langen Lieferzeiten (REWE bis 22 Uhr) haben überzeugt. Doch auch die Supermarkt-Ketten probieren sich im Web noch aus. So musste REWE einige Angebotspreise aus der Online-Plattform entfernen und wirbt dementsprechend nicht mehr mit „Preise wie im Markt“.

Überzeugender sind da die Angebote von Kochboxen: Rezepte, gute Qualität und flexible Lieferung. Mit einer Box wie von „Hello Fresh“ kauft man das Gesamtpaket. Alles ist vordefiniert, abgewogen und portioniert. Ideal für Menschen, die sich nicht immer etwas ausdenken möchten („Was koche ich heute?“) oder nicht tagelang den 1-Kilo-Sack-Kartoffeln essen möchten.

„Hello Fresh“ im Reality Check

Machen wir doch mal den Test: Wir haben uns die einmalige Probier-Box bestellt. Mit drei Gerichten für zwei Personen kostet sie 44,99 Euro, d.h. etwas weniger als 6 Euro pro Gericht. Ein knackiger Preis, doch „Hello Fresh“ verspricht: Zutaten von ausgewählten Lieferanten für höchste Qualität. Die Lieferung erfolgt nach Wunschtermin, auch Abendlieferung ist möglich. Der erste Eindruck: Viel Verpackung! Fleisch und Milchwaren liegen in einer Kühltasche, Obst und Gemüse in Papiertüten bzw. in kleinen Plastikbehältern. Alles sieht sehr frisch aus. Die Rezepte liegen bei und treffen schon mal voll meinen Geschmack: Schweinefilet mit Crème-fraîche-Wirsing-Soße, mit Mozzarella und Tomaten gefüllte Putenbrust und cremige Champignon-Spaghetti. Als Einstieg wähle ich die Champignon-Spaghetti. Das Rezept beschreibt die Schritte genau. Champignons schneiden, Zitrone abreiben, Nudeln kochen. Alles auf Koch-Einstiegsniveau. Nach einer halben Stunde ist das Gericht fertig. Es schmeckt super und die frischen Kräuter werten die Nudeln auf. Die Portion ist riesig, 500 Gramm Spaghetti sind für zwei Personen mehr als genug. Nur die Soße wurde am Ende etwas knapp.

Für drei Tage ist die Kochbox sicher eine entspannte Alternative zum sonstigen Einkaufsstress. Doch der hohe Preis macht Sparfüchse nachdenklich: Kann ich die Gerichte nicht viel günstiger beim Discounter um die Ecke einkaufen? Bestimmt, aber die Bio-Qualität der Produkte schmeckt man und danach will jeder Genießer nicht mehr zurück zu Papp-Salat und Kilo-Säcken.

In UK und USA haben sich Online-Lebensmittel bereits etabliert

Andere Länder sind bei der Online-Lieferung von Lebensmitteln schon weiter: Tesco in UK bietet Einkaufen nach Rezept für jeden Anlass (Mittagessen, Familiendinner). Mit einem Klick hat der Käufer eine Idee zum Kochen und die entsprechenden Lebensmittel im Einkaufswagen. In den USA läuft „Amazon Fresh“ sehr erfolgreich. Bald soll es den Service auch bei uns geben. Amazon wird als Platzhirsch des Online-Handels den bestehenden Angeboten deutlich Konkurrenz machen.

Das Fazit:

Aktuell kaufen wir unsere Lebensmittel doch lieber im Supermarkt um die Ecke ein. Der Online-Handel für Lebensmittel ist noch in Deutschland nicht weit genug.

In der Kochbox steckt Potenzial. Individuelle, kleine Portionen mit guter Qualität für Single-Haushalte. Wer weiß, vielleicht können wir in Zukunft unsere personalisierten Boxen nach Geschmack erhalten. Egal ob vegan oder laktose-intolerant: Die Box passt sich jedem Bedürfnis an und kommt bequem heim – immer und überall.